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Benin,  Black Cinema,  Film Review,  Hollywood

The Woman King – Successfull Hollywood Drama about Dahomey Female Warriors

Von Hans Hofele

The Woman King schickt sich an, den erfolgreichen Film The Black Panther zu beerben. Schon sind mehr als 50 Millionen Dollar an den Kinos eingespielt. Dabei ist der Film gerade erst angelaufen. FOR ENGLISH VERSION PLEASE SCROLL DOWN

Waren es im Black Panther die Wakanda, so sind diesmal die “echten” Kriegerinnen der Agojie, der Hintergrund für diesen Film.  Wieder ist es ein Cast aus amerikanischen und afrikanischen Schauspielerinnen und Schauspielern. Diesmal allerdings in einer originär afrikanischen Geschichte, die an historischen Ereignissen aus dem 19. Jahrhundert in Westafrika stark angelehnt ist. Im damaligen Königreich Dahomey sorgten die vom Königshaus protegierten Kriegerinnen der Agojie für einen bahnbrechenden Systemwechsel in der Wahrnehmung und Emanzipierung der Frauen. Diese Kriegerinnen, die mit beeindruckender Kampfkunst und Effektivität ihren männlichen Kontrahenten in nichts nach standen, sind nun von der Regisseurin Gina Prince-Bythewood in einem monumentalen Film atemberaubend in Szene gesetzt worden.

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Viola Davis and Gina Prince-Bythewood//Picture: Sony Pictures

 

Hauptdarstellerin Viola Davis, die auch als Produzentin fungierte, spielt darin beeindruckend die Agojie-Generalin Nanisca. Ein weiterer Star ist die junge Südafrikanerin Thuso Mbedu, die die Novizin Nawi spielt. Die fast kindliche Nawi kommt als widerspenstige Tochter, die sich einem zu alten, gewalttätigen Ehemann entzieht, an den Hof des Königs Ghezo (gespielt von John Boyega). An dessen Hof, der permanent von dem mächtigen Reich der Oyo bedroht wird, wird die rein weibliche Kriegerinnen-Truppe der Agojie ausgebildet und auf Einsätze trainiert. Nawi will eine von ihnen werden, eckt jedoch auch hier gegen den Gehorsam der militärischen Führung unter Generalin Nanisca (Viola Davis) an. Dennoch wird sie im Laufe des Films zur Kriegerin. Es entwickeln sich auf mehreren Ebenen Beziehungen, die auch die Ankunft von weißen (Sklaven-)Händlern aus Brasilien mit einbeziehen. Besonders heikel ist die zarte, ambivalente Beziehung zwischen der jungen Nawi und dem Mulatten Malik (Jordan Bolger), der als Sohn einer versklavten Mutter zurück nach Westafrika kommt. Die junge Kriegerin, die sich immer stärker als wahre Hauptfigur entwickelt, und der zweifelnde Sklavenhändler, das birgt explosive Spannung und ist dennoch sehr empathisch in Szene gesetzt.

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Picture: Sony Pictures

Die Kämpfe sowohl gegen die den Sklavenhändlern zuarbeitenden Oyo mit ihrem brutalen Anführer Obo Ade (Jimmy Odukoya) als auch gegen die im Sklavenfort herrschende weiße Händler und ihren Soldaten bilden den Kitt der Kriegerinnen und ihren genialen Kampfkünsten. das ist sehr eindrucksvoll in Szene gesetzt und funktioniert als gewaltsames Drama außergewöhnlich gut. Die Spannung kommt aber auch durch die Zerrissenheit der Protagonistinnen, die eigene, persönliche Verwundungen mit sich tragen. Gewalt spielt also eine große Rolle. Dennoch ist die Gewalt, nicht besonders explizit dargestellt. Es schwirren die scharfen Schwerter der Kriegerinnen, der eine oder andere Kopf wird rollen. Doch genüssliches Schlachten ist nicht Zweck des Films. Man kann Augen ja auch kurz schließen, wenn man im Kino ist.

Gewalt und Schuld: Da ist übrigens das ansonsten sehr positiv dargestellt Königshaus Dahomey nicht ausgenommen. Auch der König weiß seinen Reichtum und Existenz durch jahrhunderte lange direkte Verwicklungen in den Sklavenhandel begründet. Das ist historisch belegt.  Knapp drei Jahrhunderte existierte das Königreich im Bereich des heutigen Benin an der afrikanischen Westküste. Es lebte wie das Reiche der Oyo tatsächlich überwiegend vom Sklavenhandel. Das Ende kam von aussen: Die Kämpfe nahmen zu, das Agojie Regiment wie das Königreich lebte kämpferisch fort, bevor es sich letztendlich den überlegenen Eindringlingen der französischen Kolonialisten und der englischen Blockade gegen den Sklavenhandel ab Mitte des 19. Jahrhunderts (welch absurde Ironie) beugen musste.

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Thuso Mbedu als Nawi//Picture: Sony Pictures

Es ist eher eine Größe des Films, dass er ein schlichtes Gut gegen Böse vermeidet. Ein Systemwechsel kommt überraschend: Als Generalin Nanisca den Vorschlag macht, statt Menschenhandel, die Produktion von Palmöl auszubauen, wirkt Ghezo erst sehr ungläubig. Zu sehr ist das Gift des Menschenhandels mit seiner eigenen Bevölkerung in ihn eingedrungen. Doch er ist klug genug, sich neuen Ideen nicht länger zu widersetzen. Wieder ist es eine Frau, die ihn vom Gegenteil überzeugen muß. Es ist kein Geheimnis, dass Frauen in diesem Film den Ton angeben. Schwarze Frauen. Das ist trotz Historienvorlage in einem Film aus Hollywood ein bemerkenswerter Move. Fraue stehen hier für das Progressive, Männer beharren auf ihren tradierten Rechten, die sie aus dem vorherrschenden Patriarchat ableiten. Dies wird hier in seinen Grundfesten erschüttert. Leider, so muß man konstatieren, fällt es nicht.

Eine Zeitenwende bahnt sich an. Noch nie wurden weiße Schauspieler in einem US-Film dermaßen in die Defensive gedrängt. Manchmal sieht man  noch nicht mal die Gesichter länger als ein paar Sekunden, bevor sie dann zu Opfer werden. Der Sklavenhandel als brutales Alltagsgeschäft wird dennoch in sehr präzisen Studien der Opfer immer wieder in den Vordergrund gespielt.Es ist dieses kongeniale Spiel zwischen Action mit sensationellen Kampfszenen und dem eher ruhigen, nachdenklichen und auch sinnlichen Momenten, die diesen Film so sehenswert machen. Mit einem großartigen Aufgebot an wirklich wunderbaren Schauspieler:innen. Besonders gut erfährt man den Film im englischen Original, denn nur dann kommen die sprachlichen Nuancen der afrikanischen Dialekt-Färbung zur Geltung.

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Picture: Sony Pictures

Die erzählerische und inszenatorische Wucht des Films, machen ihn zusammen mit dem Erfolg an der Kinokasse zu einem der höchst gehandelten Filme für die kommenden Oscars. Die amerikanische Oscargewinnerein Viola Davis und die südafrikanische Schauspielerin Thuso Mbedu (The Underground Railroad) werden demnach beide ins Oscar-Rennen 2023 gehen. Schon ist eine Fortsetzung im Gespräch. In Deutschland ist der Film ebenfalls erfolgreich gestartet. Es ist kein Zufall. The Woman King ist einer der sehenswertesten Filme des Jahres.

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Den Trailer gibt es hier:

https://www.sonypictures.com/movies/thewomanking

ENGLISH VERSION

By Hans Hofele

The Woman King is preparing to inherit the successful film The Black Panther. It has already grossed more than 50 million dollars at the cinemas. And yet the film has only just started. While in Black Panther it was the Wakanda, this time the “real” warrior women of the Agojie are the background for this film.  Again it is a cast of American and African actors and actresses. This time, however, in an originally African story that borrows heavily from historical events in 19th century West Africa. In the kingdom of Dahomey at that time, the warrior women of the Agojie, protected by the royal family, brought about a groundbreaking system change in the perception and emancipation of women. These female warriors, who were in no way inferior to their male counterparts with impressive fighting skills and effectiveness, have now been breathtakingly staged by director Gina Prince-Bythewood in a monumental film.

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Viola Davis and Gina Prince-Bythewood//Picture: Sony Pictures

Lead actress Viola Davis, who also acted as producer, impressively plays the Agojie general Nanisca. Another star is the young South African Thuso Mbedu, who plays the novice Nawi. The almost childlike Nawi arrives at the court of King Ghezo (played by John Boyega) as a recalcitrant daughter who eludes a too-old, violent husband. In his court, which is constantly threatened by the powerful Oyo empire, the all-female warrior troupe of the Agojie is educated and trained for missions. Nawi wants to become one of them, but even here she clashes with the obedience of the military leadership under General Nanisca (Viola Davis). Nevertheless, she becomes a warrior in the course of the film. Relationships develop on several levels, including the arrival of white (slave) traders from Brazil. Particularly delicate is the tender, ambivalent relationship between the young Nawi and the mulatto Malik (Jordan Bolger), who comes back to West Africa as the son of an enslaved mother. The young female warrior, who increasingly develops as a true main character, and the doubting slave trader, this holds explosive tension and yet is very empathetically staged.

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Picture: Sony Pictures

The fights against both the Oyo with their brutal leader Obo Ade (Jimmy Odukoya), who work for the slave traders, and the white traders and their soldiers who rule the slave fort, form the cement of the warrior women and their brilliant fighting skills. this is very impressively staged and works exceptionally well as a violent drama. The tension, however, also comes from the brokenness of the protagonists, who carry their own personal wounds with them. So violence plays a big role. Nevertheless, the violence is not portrayed in a particularly explicit way. The sharp swords of the warriors whirr, one or the other head will roll. But pleasurable slaughter is not the purpose of the film. After all, you can close your eyes for a moment when you’re in the cinema.

Violence and guilt: By the way, the otherwise very positively portrayed royal house of Dahomey is not exempt from this. The king, too, knows that his wealth and existence are due to centuries of direct involvement in the slave trade. This is historically proven.  The kingdom existed for almost three centuries in the area of today’s Benin on the African west coast. Like the Oyo empire, it actually lived predominantly from the slave trade. The end came from outside: Fighting increased, the Agojie regiment like the kingdom lived on militantly before eventually succumbing to the superior invasions of the French colonialists and the English blockade against the slave trade from the mid-19th century onwards (what an absurd irony).

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Thuso mbedu als Nawi//Picture: Sony Pictures

It is rather a greatness of the film that it avoids a simple good versus evil. A change of system comes as a surprise: when General Nanisca makes the proposal to expand the production of palm oil instead of human trafficking, Ghezo at first seems very incredulous. The poison of human trafficking with his own people has penetrated him too much. But he is smart enough to stop resisting new ideas. Again it is a woman who has to convince him otherwise. It is no secret that women set the tone in this film. Black women. This is a remarkable move in a Hollywood film, despite the historical setting. Women stand for the progressive here, men insist on their traditional rights, which they derive from the prevailing patriarchy. This is shaken to its foundations here. Unfortunately, it must be said, it does not fall.

A turning point is approaching. Never before have white actors been put on the defensive in a US film. Sometimes you don’t even see their faces for more than a few seconds before they become victims. The slave trade as a brutal everyday business is nevertheless played to the fore again and again in very precise studies of the victims. It is this congenial play between action with sensational fight scenes and the rather quiet, thoughtful and also sensual moments that make this film so worth seeing. With a great cast of truly wonderful actors. The film is particularly well experienced in the original English, because only then do the linguistic nuances of the African dialect come into their own.

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Picture: Sony Pictures

The film’s narrative and directorial power, together with its success at the box office, make it one of the most highly touted films for the upcoming Oscars. American Oscar winner Viola Davis and South African actress Thuso Mbedu (The Underground Railroad) will both be in the Oscar race in 2023. A sequel is already being discussed. The film has also had a successful start in Germany. It is no coincidence. The Woman King is one of the most watchable films of the year.

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Watch the trailer here:   https://www.sonypictures.com/movies/thewomanking

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